Telefon- und Telegrafenleitungen waren unverzichtbar und trugen wesentlich zur Kommunikation zwischen Linien und Etappengebiet bei; sie führten daher an der Dolomitenfront und im Drei Zinnen-Gebiet bis ins Hochgebirge. Auf italienischer Seite verband eine Telegrafen-Standleitung (staatliches Netz) Auronzo mit Misurina und Pieve di Cadore; eine ebenfalls ständige, zweiadrige Telefonleitung mit einer Zentrale in Auronzo folgte der Telegrafenleitung mit Abzweigung in die Valle Giralba sowie die Valle Marzon und von dort wiederum nach [Pian di] Lavaredo, [Pian di] Cengia und Longere [Forcella Longeres]. Von dort führten sie weiter zu den einzelnen Stellungen, teils unterirdisch, teils über zweiadrige Standleitungen oder sogenannte fliegende Verbindungen (Feldverbindungen). In Longere [an der Forcella Longeres] und an der Passportenscharte waren Telefonzentralen eingerichtet. Zwei Telefonapparate befanden sich am Sextenstein (einer am Gipfel, einer am Fuße), zwei am Toblinger Riedl, einer an der Gamsscharte, am Paternsattel, der Forcella Col di Mezzo, in Longere [Forcella di Longeres], an der Forcella Passaporto und am Paternkopf.1Monografie del I Corpo d’Armata – Genio – Sistemazione difensiva, AUSSME_B1_110D_23°.
Ein weit verzweigtes System an Telefon- und Telegrafenleitungen hielt auch auf österreichischer Seite die Kommunikation zwischen Frontstellungen und Etappenbereich aufrecht. In Sexten, Moos, im Fischleintal und auf der Drei Zinnen-Hochfläche waren größere Telefonstationen eingerichtet, bei denen die meisten Verbindungen zu den weiter entfernt liegenden Stellungen zusammenliefen. Eine Linienskizze des Grenzunterabschnitts 10b vom 27. Februar 1916 zeigt, wie umfassend und weitgefächert die Verbindungen in die Frontstellungen waren. In den Lagern, Hilfsplätzen, Offiziersbaracken und in beinahe jeder Kommandostelle gehörten Telefonstationen zum festen Inventar; sie waren Teil der Ausrüstung jeder funktionsfähigen Kampfstellung. Selbst auf den Gipfel des Toblinger Knoten wurde für den Beobachterposten eine Telefonleitung gelegt. Für die Bedienung der neuen Technologie benötigte es auch ausreichend ausgebildete Soldaten, weshalb im April 1916 in Sexten ein 10 bis 12-tägiger Kurs für angehende Telefonisten angeboten wurde. Je bedeutender das Telefon für die Kommunikation im Krieg wurde, desto mehr wurde es zur Zielscheibe für die gegnerische Partei. Beide Armeen versuchten, Gespräche abzuhören um kriegswichtige Informationen zu erhalten. Ein Rayonskommandobefehl klärte über italienische Abhorchgeräten auf, die im Herbst 1916 von mehreren Patrouillen im Kampfgebiet gefunden wurden. Eine sogenannte „Abhorcherde“, ein eiserner langstieliger Erdbohrer, an dem ein Kupferdraht und Abhorchapparat befestigt waren, fand sich entlang der Front. Aus Angst vor feindlichem Abhören wurde der Befehl erteilt, bei Telefongesprächen nur das Nötigste an Informationen preiszugeben, und betont, dass „das unbewußte übermäßig laute Sprechen (Schreien) beim Telefonieren, bei den vordersten Telefonen unbedingt nicht geduldet wird.“2Tiroler Landesarchiv, Standschützen Baon Innsbruck I 1914-1918, Faszikel I, K.u.k. Rayonskommando V. Res.Nr. 1711/Tel., Feindliche Abhorchleitungen, Feldpost 392, am 9. November 1916. Bei Nichteinhaltung folgten Ermahnungen und sogar Bestrafungen der Telefonisten. So wurden beispielsweise im März 1917 zwei Telefonisten – der eine saß bei der Schusterhütte, der andere bei der linken Flügelstellung -, die sich am Telefon privat unterhielten und sogar Bemerkungen zu wichtigen taktische Angelegenheiten machten, welche bei Abhörung für den Feind von großem Vorteil hätten sein können, mit je 21 Tagen Einzelarrest bestraft, verschärft durch einen Fasttag in der Woche.3Tiroler Landesarchiv, Standschützen Baon Innsbruck I 1914-1918, Faszikel VI, Bataillonskommandobefehl Nr. 33, Feldpost 526, am 27. März 1917.
Kriegsarchiv Wien, Neue Feldakten, Artillerieabschnittskommando GUA 10b, 3347, Linienskizze von Grenzunterabschnitt 10b, 27. Februar 1916.
Tiroler Landesarchiv, Standschützen Baon Innsbruck I 1914-1918, Faszikel IV, k.u.k. Grenzunterabschnittskommando 10b Op.Nr. 31/5, Feldpost 222, am 31. März 1916.
Tiroler Landesarchiv, Standschützen Baon Innsbruck I 1914-1918, Faszikel I, K.u.k. Rayonskommando V. Res.Nr. 1711/Tel., Feindliche Abhorchleitungen, Feldpost 392, am 9. November 1916.
Tiroler Landesarchiv, Standschützen Baon Innsbruck I 1914-1918, Faszikel VI, Bataillonskommandobefehl Nr. 33, Feldpost 526, am 27. März 1917.
Monografie del I Corpo d’Armata – Genio – Sistemazione difensiva, AUSSME_B1_110D_23A , Archivio dell’Ufficio storico dello Stato Maggiore dell’Esercito, Roma.
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