Friedhöfe und Gräber an der Front
An der Dreizinnenfront mussten schon bald nach Kriegsbeginn Gräber und Friedhöfe für die gefallenen Soldaten errichtet werden. Da viele von ihnen in der Nachkriegszeit aufgelassen und die sterblichen Überreste der Soldaten auf andere Soldatenfriedhöfe in der Umgebung umgebettet wurden, sind wenig bis keine Spuren von ihnen bis heute erhalten. In einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1919, in dem zwei Touristinnen über eine Wanderung im ehemaligen Frontgebiet berichten, schildern sie auch den traurigen Anblick von unzähligen italienischen Gräbern beim Aufstieg auf das Büllelejoch. Beiden fiel noch ein Massengrab in der Nähe auf, welches mit einem Monument und großem Kreuz, bepflanzt aus Erika und anderen Alpenblumen, versehen war und mutmaßten, dass diese Gedenkstätte für die Opfer einer Lawine errichtet worden sei.1Singer, Emanuel von, Friede in den Bergen. In einem Fremdenführer über die Sextner Dolomiten aus dem Jahr 1929 wird auf einen, auf einem grünen Uferhang umzäunten und aufgelassenen Soldatenfriedhof in der Nähe der Weißlahn auf der Schusterplatte hingewiesen.2Langl, Otto und Karl Folta, Sextner Dolomiten.
Diese Berichte gehören zu den wenigen erhaltenen Nachrichten, die uns darüber informieren an welchen Orten der Front während des Krieges Grabstätten für die Soldaten angelegt wurden, wobei nur einige wenige Fotografien, wie etwa vom Militärfriedhof Toblingerdörfl noch auf deren genauen Standort hinweisen und exakt lokalisiert werden konnten. Militärische Dokumente geben uns hingegen nur spärliche Auskunft über Friedhöfe und Gräber an der Front. Auf dem Hilfsplatz Zirbenboden wurde am 26. Februar 1916 der gleichnamige Friedhof von Feldkurat Josef Hosp eingeweiht. Aber bereits vorher wurden dort Soldaten begraben, wie etwa der Pionier Gruber, der im Jänner 1916 während des Baues des Handaufzuges am Toblinger Knoten durch eine Steinlawine tödlich verunglückte.3Kriegsarchiv Wien, Kriegstagebuch des Infanterieregiments 59, Einträge vom 13. Jänner 1916, S. 141, 14. Jänner 1916, S. 142 und 26. Februar 1916, S. 173.
Einfache schlichte Holzkreuze mussten oftmals genügen, die Gräber an der Front zu kennzeichnen, doch gab es auch Versuche, diese dauerhafter anzulegen. Hier tat sich insbesondere der Wiener Jurist Rudolf Granichstaedten-Czerva hervor, der sich bei verschiedenen Hilfsaktionen für die Sextner Flüchtlinge engagierte und die Standschützen-Gräber an der Sextner Front mit eisernen Grabkreuzen als Ersatz der wenig dauerhaften Holzkreuze ausstatten lassen wollte.4Tiroler Landesarchiv, Standschützen Baon Innsbruck I 1914-1918, Faszikel 1, K.u.k. Rayonskommando V, Feldpost 601, 24. Juni 1916.
Langl, Otto und Karl Folta (1929). Sextner Dolomiten. In Ludwig Purtscheller und Heinrich Hess (Hrsg.), Der Hochtourist in den Ostalpen (Meyers Reisebücher 7). Leipzig: Bibliographisches Institut A.G., S. 335.
Singer, Emanuel von (1919). Friede in den Bergen, Neues Wiener Tagblatt, 13. Oktober.
Kriegsarchiv Wien, Kriegstagebuch des Infanterieregiments 59, Einträge vom 13. Jänner 1916, S. 141, 14. Jänner 1916, S. 142 und 26. Februar 1916, S. 173.
Tiroler Landesarchiv, Standschützen Baon Innsbruck I 1914-1918, Faszikel 1, K.u.k. Rayonskommando V, Feldpost 601, 24. Juni 1916.
Militärfriedhöfe in Sexten
Für die Bestattung der gefallenen Soldaten an der Front wurden schon kurz nach Kriegsbeginn Soldatenfriedhöfe in Sexten errichtet. Im Sterbebuch der Gemeinde Sexten wurden die Namen, die Herkunft, das Regiment und das Sterbedatum der Soldaten sowie einzelner russischer Kriegsgefangenen nach Möglichkeit festgehalten. Nicht immer gelang es, alle Informationen ausfindig zu machen; davon zeugen mehrere anonym angeführte Gräber. Der Militärfriedhof zu Anderter in der Außerbaurschaft erhielt dabei den typischen Charakter eines Waldfriedhofes; in der Nachkriegszeit wurde er zu einem bedeutenden Erinnerungsort und Mahnmal. In den 1920er-Jahren wurden mehrere Überreste von italienischen und österreichischen Soldaten vom Dreizinnen-Plateau und von den umgebenden Kampfabschnitten in den Soldatenfriedhöfen von Sexten und Bad Moos zur letzten Ruhe gebettet. Diesmal führten die gefallenen Italiener im Sterbebuch die unter späterer italienischer Herrschaft hinzugefügten Zusätze „caduti per la patria“ [„gefallen für das Vaterland“].5Südtiroler Landesarchiv, Kirchenbücher Sexten, Sterbebuch 1883–1923, Verzeichnis der Beigesetzten auf dem Soldatenfriedhof Sexten-Schmieden, S. 158.
Holzer, Rudolf (2002). Sexten: Vom Bergbauerndorf Zur Tourismusgemeinde. Sesto-Sexten: Tappeiner Verlag.
Südtiroler Landesarchiv, Kirchenbücher Sexten, Sterbebuch 1883–1923, Verzeichnis der Beigesetzten auf dem Soldatenfriedhof Bad Moos und Soldatenfriedhof Sexten-Schmieden.
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