Die Luftfahrt im Gebirgskrieg Die Luftfahrt im Gebirgskrieg

Die in der Vorkriegszeit durchgeführten Experimente der Luftfahrtindustrie waren Wegbereiter für eine beachtliche Entwicklung der Kriegsluftfahrt zwischen 1914 und 1918. In den ersten sechs Monaten der Kampfhandlungen beschränkte sich diese allerdings auf unbewaffnete Aufklärungsflüge, mitbedingt durch die technischen Grenzen der damaligen Flugzeuge sowie deren geringe Anzahl (1915 waren es an der gesamten Front auf italienischer und österreichisch-ungarischer Seite etwa 80).1Vgl. Jauke et alii, Die Flugzeuge der k.u.k. Luftfahrtruppe und Seeflieger, 1914-1918. Außerdem war die jeweilige militärische Führung, die an den Kampftaktiken aus dem 19. Jahrhundert festhielt, nach wie vor skeptisch, ob Luftfahrzeuge überhaupt wirkungsvoll eingesetzt werden könnten. Ursprünglich war die Luftfahrt nur für die visuelle Aufklärung und die Unterstützung der Artillerie-Feuerleitung zuständig. Später konnten durch leistungsstarke Kameras, die in den Flugzeugen installiert wurden, auch Linien, Befestigungen und Etappengebiete der gegnerischen Seite erfasst werden. Manchmal benutzte man die Flugzeuge auch dazu, dem Feind Nachrichten zu übermitteln, wie dieser im Mai 1916 verfasste Eintrag aus dem Tagebuch des 1. italienischen Armeekorps zeigt: „Heute Früh gegen 9 Uhr kreiste ein feindliches Flugzeug über unseren Stellungen und wurde mehrmals von Flugabwehrgeschützen beschossen. Als es am Nachmittag gegen 17 Uhr zurückkehrte, warf es einen mit Rotstift geschriebenen Zettel mit folgender Botschaft in deutscher Sprache ab, die ich wortgetreu übersetzt wiedergebe: ‚Jeder Schuss auf Innichen wird mit Fliegerbomben auf Auronzo vergolten.‘ Das Flugzeug wurde erneut von unserer Flugabwehr beschossen.“2Diario del 1° Corpo d’Armata, 3 giugno 1916. Der Erfolg der Einsätze hing von der Zuverlässigkeit der Flugzeuge, den Wetterbedingungen und davon ab, ob es im Zielgebiet Flugabwehrbatterien gab, von denen die Aufklärer getroffen werden konnten. Zwischen dem 3. und dem 5. Juni 1916 ist im bereits zitierten Tagebuch Folgendes zu lesen: „Um 10 Uhr feuerte ein feindliches Flugzeug erneut Maschinengewehrsalven auf unsere Korveen auf dem Pian di Cengia, Pian di Lavaredo [Lavaredohochebene] und Col di Mezzo ab. Kein Schaden. Schwacher Wind aus Nordost.“3Diario del 1° Corpo d’Armata, 3 giugno 1916. und zwei Tage später: „10 Uhr Früh: Ein feindliches Flugzeug versucht erneut, unsere Truppen unter Maschinengewehrfeuer zu nehmen. Nach Beschuss durch Artillerie, Maschinen- und gewöhnliche Gewehre stürzt es senkrecht vor den ersten Häusern in Moos (Sextental) ab.“4Diario del 1° Corpo d’Armata, 5 giugno 1916.

(GF)

Batchelor, John und John Chant (1992). Storia illustrata dell’aviazione. Milano: De Agostini.

Hauke, Erwin, Walter Schroeder und Bernhard Tötschinger (1988). Die Flugzeuge der k.u.k. Luftfahrtruppe und Seeflieger, 1914-1918. Gnas: H. Weishaupt Verlag.

Diario del 1° Corpo d’Armata, Archivio dell’Ufficio storico dello Stato Maggiore dell’Esercito, Roma.