Neben den Militäroperationen war an der Hochgebirgsfront wie jener der Drei Zinnen auch die Lebensmittelversorgung außerordentlich kompliziert. Effiziente Transportsysteme sowie ständig aufgefüllte Lebensmittellager waren unerlässlich. Einem Bericht des 1. italienischen Armeekorps aus dem Jahr 1917 ist zu entnehmen:
„Die Vorräte werden je nach Stationierungsort der Truppen teils aus dem Val Marzon und teils aus Auronzo bezogen. In Auronzo befindet sich ein Auslieferungslager für Lebensmittel und Tierfutter, dessen übliche Kapazität bei 5–6 Tagen liegt, ihm angeschlossen sind ein Schlachthaus und eine Bäckerei (3800 Tagesrationen). Eine weitere Bäckerei befindet sich in Pause (17.000 Tagesrationen). An jeder Stellung gibt es auch einen Reserve- und Genussmittelvorrat für 8 Tage, falls die Versorgung mit frischen Lebensmitteln nicht möglich sein sollte.“1Monografie del I Corpo d’Armata, AUSSME_B1_110D_23A_monografie.
Unter „Genussmitteln“ verstand man damals üblicherweise Kaffee, Zucker und Tabakwaren, in Ausnahmefällen auch Schokolade.
Eine Depesche des Sommers 1915 mit dem Titel „Abwicklung der Versorgungsdienstleistungen während des Angriffs auf die Toblinger Region“ zeigt, wie schwierig die Versorgungsplanung in der Vorbereitungsphase des Angriffs war, der letztlich zur Eroberung des Sextensteins führen sollte: „Aufgrund der Beschaffenheit des Geländes, in dem operiert wird, kann sich der regelmäßige Nachschub an üblichen Lebensmittelrationen etwas schwierig gestalten. Es ist daher unverzichtbar, dass alle über Reserverationen für jeden Einzelnen verfügen, die vollständig und in gutem Zustand sind. In der Region gibt es kaum Wasser: Daher achte man darauf, dass die Truppe immer mit einer vollen Ghirbe-Feldflasche aufbricht; Kanister, wenn sie bereits an die Abteilungen geliefert werden, und weitere [an sie ausgelieferte] Behältnisse sind zu füllen, sodass sie für jede Einsatzgruppe eine Wasserreserve darstellen. Vorschriftsbedingt sei darauf hingewiesen, dass sowohl in der Lavaredo- als auch in der Cengia-Region ein Lager mit gewöhnlichen Lebensmitteln (ausgenommen Fleisch und Brot) und Fleischkonserven existiert … In Longere ist außerdem ein wenig Hafer gelagert; in Cengia [Piano di Cengia] Hafer und Heu.“2Diario Brigata Marche, AUSSME_B1_133S_583c, 10 agosto 1915.
Der Bericht aus dem Jahr 1917 zeigt bereits eine effizientere Organisation:
„Vor Ende des Herbstes sind Wintervorräte an Lebensmitteln und Holz anzulegen, damit die Besatzungstruppen im Falle etwaiger gekappter Verkehrsverbindungen unabhängig bleiben und ohne Nachschub auskommen können. Die Menge dieser Lebensmittelvorräte (Fleischkonserven, Dauergebäck, Reis, Nudeln, Kaffee, Zucker, Marsala, Cognac, Trockenfrüchte, Tabak) ist für gewöhnlich ausreichend, wenn man damit 8–15 Tage auskommen soll, außer sie ist für die höheren und schwerer zugänglichen Stellungen bestimmt, wo die Kapazität der Vorräte selbst umfangreicher sein kann (bis zu 30 Tage).“3Monografie del I Corpo d’Armata, AUSSME_B1_110D_23A_monografie.
Nur in sehr dringenden Fällen, wenn der Betrieb der Feldküchen nicht möglich war, durften die Soldaten auf Anordnung der Offiziere ihre Notrationen aufbrauchen. An vielen Stellen im Gebiet finden sich noch heute Reste von Fleisch-, Fisch- und Käsekonserven (Dosenkäse). Auf den italienischen Konserven stehen oft die Markennamen wie bspw. Cirio und Galbani, während auf den österreichischen am häufigsten die Aufschriften „Norvege“ [gemeint wahrscheinlich „Norwegen“ oder „Norge“ – norwegisch für Norwegen] zu lesen sind, was auf den skandinavischen Ursprung des Inhalts hinweist. Meist handelte es sich um Sardinen, die das neutrale Norwegen an beide Fronten verkaufte.4Dalle Fusine und De Menego, La Grande Guerra di latta.
Dalle Fusine, Giovanni und Gianluigi De Menego (2013). La Grande Guerra di latta. Gli alimenti consumati tra le trincee del primo conflitto mondiale. Menin.
Monografie del I Corpo d’Armata – Genio – Sistemazione difensiva, AUSSME_B1_110D_23A, Archivio dell’Ufficio Storico dello Stato Maggiore dell’Esercito, Roma.
Diario Brigata Marche, AUSSME_B1_133S_583c, Archivio dell’Ufficio Storico dello Stato Maggiore dell’Esercito, Roma.
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