Soldatenmaler Soldatenmaler

Die von den Generalstäben während des Krieges rekrutierten, mehr oder weniger etablierten Künstler, sollten zu Informations- und Propagandazwecken sowie zur Dokumentation, das Kriegsgeschehen an der Front tagebuchartig dokumentieren. Als offizielle Kriegsmaler hielten die sogenannten Soldatenmaler Tag für Tag die besuchten Orte, ihre Kameraden und die Erlebnisse auf Papier oder Leinwand fest.
Unter den italienischen Soldatenmalern an der Dreizinnenfront ist der Mailänder Lodovico Pogliaghi (1857–1950) zu erwähnen. Nach Abschluss seines Studiums an der Kunstakademie Brera in seiner Heimatstadt war er für zivile wie kirchliche Auftraggeber im privaten und öffentlichen Bereich tätig und machte sich als Maler, Bühnenbildner, Bildhauer, Goldschmied und Ziseleur einen Namen. Zu seinen bedeutendsten Werken zählt das Hauptportal des Mailänder Doms. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, meldete er sich freiwillig als pittore-soldato bei der italienischen Heeresleitung. Er wurde an die Dolomitenfront entsandt und dokumentierte die bedeutendsten Kriegshandlungen in einer umfangreichen Serie von monochromen Skizzen, Zeichnungen und Ölbildern auf Karton. Eine größere Anzahl dieser Werke befindet sich heute im Museo Centrale del Risorgimento in Rom. Das zentrale Bildmotiv ist die Gebirgslandschaft, die dargestellten Menschen werden in den Hintergrund gerückt.1Pizzo, Marco (2005). Pittori soldato della Grande Guerra. Roma: Gangemi Editore, S. 92-97.
Neben bekannten Künstlern wie Lodovico Pogliaghi wurden im Rahmen der Archivrecherchen auch Werke weniger bekannter Künstler entdeckt. Beispielsweise der als Künstler unbekannte Antonio Mardepani, der einige Propaganda-Aquarelle zum Leben der Soldaten an der Front und Winterbilder, die den Kampf zwischen Mensch und Natur im Hochgebirge zeigen gemalt hat. Erwähnenswert ist zudem Angelo Landi (1879-1944), ein talentierter Maler, der für seine Porträts bekannt wurde. Während seiner Zeit an der Kriegsfront hielt er in den Notizbüchern zahlreiche Kriegsszenen als Bleistiftzeichnungen fest. Eine seiner stimmungsvollsten Zeichnungen mit dem Titel „Die Gesichter der Dolomiten“ zeigt die Drei Zinnen mit Frauengesichtern.
Von österreichischer Seite wurde im Februar 1916 der Maler und Offizier des Infanterieregiments 42 Julius von Kaan-Albest (1874-1941) auf das Dreizinnenplateau geschickt, um für das Heeresgeschichtliche Museum in Wien Zeichnungen anzufertigen. Er war vor allem für seine Gefechtsbilder bekannt, fertigte jedoch auch Portraits an, u.a. vom Bergführer und 1915 am Paternkofel gefallenen Sepp Innerkofler. Überliefert sind zudem Bilder des Künstlers Luigi Kasimir (eig. Alois Heinrich) (1881-1962), vor allem als Vedutenmaler und Kunsthändler unter dem Nationalsozialismus bekannt, der 1916 einige wenige Radierungen des Dreizinnenplateaus und der österreichischen Höhenstellungen schuf.
Der Innsbrucker Historiker Richard Heuberger (1884-1968) kann zwar nicht als Kriegsmaler bezeichnet werden, er fertigte jedoch während seines Fronteinsatzes am Toblinger Knoten 1916 eine Reihe von beschrifteten Bleistiftzeichnungen und Panoramen an, die zwar militärischen Zwecken dienten aber auch seiner Begeisterung für die Bergwelt geschuldet waren und die die Besetzung der Landschaft einmal mehr zeigen.

(GF, SK)

Pizzo, Marco (2005). Pittori soldato della Grande Guerra. Roma: Gangemi Editore.

Kofler, Harald (2018). Richard Heuberger (1884-1968). Historiker zwischen Politik und Wissenschaft (Schlern-Schriften 369), Universitätsverlag Wagner, Innsbruck.

Kriegsarchiv Wien, Kriegstagebuch des Infanterieregiments 59, Eintrag vom 17. Februar 1916, S. 166.

Kaan-Albest, Julius von. In Hans Vollmer (Hrsg.), Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 19: Ingouville–Kauffungen. Leipzig: E. A. Seemann, 1926. S. 401.

Kaan von Albest Julius, Maler. In Österreichisches Biographisches Lexikon und biographische Dokumentation. Wien, 2003. S. 162.

J. Bartz, Kasimir, Luigi. In Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 79. Berlin: de Gruyter, 2013. S. 380 f.