Sextenstein Sextenstein

Die Kämpfe am Sextenstein

Durch den strategischen Rückzug der k.u.k. Truppen beim Kriegseintritt Italiens fiel der Sextenstein kampflos an die vorrückenden italienischen Truppen. Nur wenige hundert Meter von den österreichischen Linien entfernt, bauten die Italiener ihre Stellungen aus und legten im Felsen ein Labyrinth von Kavernen an. Der erhöhte Aussichtspunkt eignete sich hervorragend, um das italienische Artilleriefeuer auf die österreichischen Stellungen zu dirigieren. Daher wurde der Sextenstein wiederholt zum Angriffsziel der österreichischen Truppen. Eine erste große Aktion gegen den Sextenstein fand in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 1915 durch das Infanterieregiment 59 „Erzherzog Rainer“ statt. Zwar war der Angriff zunächst durchaus erfolgreich, doch konnte der Sextenstein mit den wenigen Männern nicht lange gehalten werden. Am nächsten Tag eroberten italienische Bersaglieritruppen die Stellungen wieder zurück. Ein letzter großer Versuch, den Sextenstein in österreichische Hand zu bringen, fand Anfang April 1917 statt. Mit viel Einsatz und großem Aufwand wurde ein Schneetunnel gegraben, der beinahe bis zu den italienischen Stellungen reichte. Der Angriff am 21. und 22. April schien zunächst erneut erfolgreich zu sein, doch auch diesmal konnten die Italiener einen Gegenangriff starten, der die österreichischen Truppen durch den Schneetunnel zurück trieb. Der Sextenstein blieb, trotz mehrfacher Eroberungsversuche der k.u.k. Armee, bis zum Abzug der italienischen Armee von der Dolomitenfront 1917 in italienischer Hand.

(GF, SK)

Kübler, Peter und Hugo Reider (1997). Kampf um die Drei Zinnen. Das Herzstück der Sextener Dolomiten 1915-1917 und heute. Bozen: Athesia.

Kriegsarchiv Wien, Neue Feldakten, Artillerieabschnittskommando GUA 10b, 3349, Feldpost 526, 20. April 1917 Sextnerstein-Unternehmung.

Stollen und Verteidigung am Sextenstein

Im August 1915, nach der Besetzung des Sextensteins, begann die italienische Armee mit der Befestigung der Stellung, die als strategisch wichtig galt. Der dem Artilleriebeschuss ausgesetzte Gipfel wurde ständig mit Drähten, Sandsäcken und Spanischen Reitern (auch Friesenreiter genannt) verstärkt. Sowohl im oberen als auch im unteren Teil des Berges wurde in den folgenden zwei Jahren ein komplexes System an Kavernen und Stollen errichtet, das als Lager für Waffen, Munition, Lebensmittel und Ausrüstung sowie als Truppenunterkunft und zur Kommunikation zwischen den Stellungen diente. In den Tagebüchern einiger Mineur- und Sappeur-Kompanien der Genietruppen (Pioniertruppen) werden die Arbeiten am Sextenstein genau beschrieben:
„Am Sextenstein werden die Grabungen der Stollen fortgesetzt. Um den Zugang vom unteren zum oberen Teil zu ermöglichen, wurden Laufgräben und Treppen gebaut. Im Inneren des Stollens wurde ein Materialtransport mittels Decauville-Bahn eingerichtet. Außen wurden Stacheldrahtnetze und Friesenreiter aufgestellt.“1Diario 16° Compagnia Minatori, AUSSME_B1_146-4_152f, 11 giugno 1916.
„Die Grabung von Sexten alta [Gipfel des Sextenstein] zur Geschützstellung sowie deren Einrichtung mit der Anbringung von Blechen zur Abdeckung geht weiter. Die Unterkunftskaverne unter dem ersten Blockhaus, das 2,5 Meter lang, 2,20 Meter hoch und 2,20 breit ist, wurde fertiggestellt.“2Diario 151° Compagnia Zappatori, AUSSME_B1_145e_89d, 29 ottobre 1916.
Die Situation wird auch in einer mit Oktober 1916 datierten Karte deutlich, die die Verteidigungsanlagen des Sextensteins mit einer Detaildarstellung der Geschützstellung auf dem oberen Teil des Hügels zeigt.3Ordinamento a difesa del Sextenstein, Toblinger Riedel, Forcella Lavaredo, ISCAG_cart_673. In einem mit Dezember 1916 datierten Bericht des Geniekorps ist zu lesen, dass im Sextenstein Unterkünfte für bis zu 600 Mann und 15 gedeckte Stellungen für Gewehrschützen oder Maschinengewehrschützen vorhanden waren, die in Richtung feindliche Linien wiesen.4Relazione lavori in data 1 ottobre 1917, ISCAG_cart_0677.
Eine im Juni 1917 erstellte und in den darauffolgenden Monaten aktualisierte Karte macht deutlich, dass die Verteidigung am Sextenstein nach dem im April erfolgten Angriff der Österreicher verbessert worden war, und zeigt ihre endgültige Anordnung.5Ordinamento a difesa del Sextenstein, Toblinger Riedel, Forcella Lavaredo, ISCAG_cart_673. Der Ausschnitt einer Karte vom Sommer 1917 verdeutlicht die Situation des Sextensteins im Vergleich zu den anderen italienischen Verteidigungsanlagen vor Ort, insbesondere am Toblinger Riedl und am Paternkofel.6Sistemazione difensiva Sextenstein-Paterno, ISCAG_cart_678. Weiter sind in einem Bericht sämtliche Verteidigungssysteme aufgelistet: Schützengräben, dreireihige Drahtzäune mit Friesenreitern, ein Blockhaus, eine Granatwerferstellung, vier Kavernen mit Unterkünften für 60 Mann, zwei Kavernenstellungen für Maschinengewehre, eine Stellung mit Maschendraht zur Verteidigung der Schützengräben und der nicht überdachten Laufgräben gegen Handgranatenwürfe, ein 2 Meter in den Fels gehauener überdachter Laufgraben, von 350 Meter Länge bis zum Toblinger Riedl, eine Kavernenstellung für ein Gebirgsartilleriegeschütz und ein 20 Meter langer Schacht, der von der Geschützstellung auf dem Gipfel [Gipfelkuppenstellung] zu einem Verbindungsstollen hinunterführt.7Monografie I Corpo D’Armata, AUSSME_B1_110D_23A, marzo 1917.

(GF, SK)

Ordinamento a difesa del Sextenstein, ISCAG_cart_725, Istituto Storico e di Cultura dell’Arma del Genio, Roma.

Ordinamento a difesa del Sextenstein, Toblinger Riedel, Forcella Lavaredo, ISCAG_cart_673, Istituto Storico e di Cultura dell’Arma del Genio, Roma.

Sistemazione difensiva Sextenstein-Paterno, ISCAG_cart_678, Istituto Storico e di Cultura dell’Arma del Genio, Roma.

Relazione lavori in data 1 ottobre 1917, ISCAG_cart_0677, Istituto Storico e di Cultura dell’Arma del Genio, Roma.

Diario 16° Compagnia Minatori, AUSSME_B1_146-4_152f, Archivio Ufficio Storico dello Stato Maggiore dell’Esercito, Roma.

Diario 151° Compagnia Zappatori, AUSSME_B1_145e_89d, Archivio Ufficio Storico dello Stato Maggiore dell’Esercito, Roma.

Monografie I Corpo D’Armata, AUSSME_B1_110D_23A, marzo 1917, Archivio Ufficio Storico dello Stato Maggiore dell’Esercito, Roma.