Im Rahmen des Forschungsprojektes „In die Landschaft eingeschrieben. Orte, Spuren, Erinnerungen. Der Erste Weltkrieg in den Sextener Dolomiten“ wurden für die soziokulturelle Untersuchung der Erinnerungskulturen eine Reihe von halbstrukturierten Interviews mit Bewohner*innen von Sexten und Erinnerungsträger*innen geführt. Dieser Teil der Website enthält die Ergebnisse zusammenfassend und alphabetisch nach den Namen der Befragten geordnet. Die Vollversionen der Interviews sind im Archiv als PDF in der Originalsprache (deutsch oder italienisch) abrufbar.
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Paula Egarter (geb. 1927) ist eine Tochter von Anna Egarter, die im August 1915 mit acht Kindern von Sexten nach Kitzbühel auswandern musste. Deren Schicksal wird im Detail erzählt von: Sigrid Wisthaler, Anna Egarter, in: Michael Forcher & Bernhard Mertelseder (Hg.), Gesichter der Geschichte – Schicksale aus Tirol 1914-1918, (Innsbruck: Haymon, 2014).
Paula Egarter berichtet ausführlich über das Schicksal ihrer Mutter Anna Egarter, die während des Krieges mit acht kleinen Kindern nach Kitzbühel auswandern musste, während der Mann an der Front im Dolomitenkrieg war. Sie schildert das Alltagsleben ihrer Mutter in Kitzbühel und die Rückkehr nach Sexten 1918. Der Hof ist während ihrer Abwesenheit vom österreichischen Militär geplündert und übel zugerichtet worden. Frau Egarter erzählt vom Wiederaufbau von Sexten, der zunächst von österreichischer Seite mit Spenden und Hilfslieferungen unterstützt und dann ab 1919 vom italienischen Staat mitfinanziert wurde. Die Volksschule von Sexten ist, so Frau Egarter, schon 1918 wieder aufgebaut worden. Besondere Erwähnung im Gespräch finden auch die beiden Notkirchen, die in St. Veit und Moos errichtet wurden.
An Gedenkveranstaltungen zum Krieg kann sich Frau Egarter hingegen nicht mehr erinnern. Die meisten Sextner Familien sind in der Kriegszeit in den Nachbargemeinden von Sexten untergebracht worden und man habe sich gegenseitig unterstützt.
Auf die Frage, wie die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs innerhalb der Familie weitergegeben worden sind, antwortet Frau Egarter, dass wenig über diese Zeit gesprochen wurde, vielmehr habe sie den Eindruck, dass die Eltern diese bitteren Zeiten vergessen und verdrängen wollten. Der kurze Zeit nach dem Ersten Weltkrieg auftretende Faschismus, die Option und der Zweite Weltkrieg haben noch weitaus schlimmere Folgen gehabt und die Erlebnisse von 1915 bis 1918 schnell in den Hintergrund gedrängt.
Ihre Mutter war sehr froh gewesen, ab 1918 wieder in Sexten leben zu können.(Gespräch mit Susanne Elsen und Alexandra Budabin in Sexten am 16. Juli 2021)
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Anonyme Rentnerin (geb. 1935)
Über das Schicksal der Großeltern väterlicherseits kann sie nicht viel berichten; sie spricht vor allem über die Eltern, die die Evakuierung aus Sexten als Kinder miterlebten. Von den in Moos lebenden Großeltern (Eltern ihrer Mutter) weiß sie, dass die Großmutter mit ihren acht Kindern – darunter auch ihre 1912 geborene Mutter – 1917 zu Freunden nach Kitzbühel gezogen war.
Ihr Großvater habe ihre Großmutter geheiratet, als sie 17 Jahre alt war. 1902 ist der erste Sohn geboren worden, 1927 das jüngste Kind. 13 Kinder habe sie insgesamt gehabt, wovon drei als Kleinkinder gestorben sind. Ihre Familie stammt väterlicherseits aus Antholz, aber ihr Vater wurde bereits in Sexten geboren.
Auch ihr Vater, der 1908 geboren wurde und in Brixen aufwuchs, hat den Weltkrieg als Kind miterlebt. Der Großvater verstarb während des Kriegs bei einem Unfall bei Franzensfeste. Sie berichtet auch über die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen Sexten und dem Comelico. Sexten hat damals vor allem Mühlsteine, Holzprodukte, Felle geliefert und war als Ort der Hutmacher berühmt. Auch in ihrer Familie wurde der Erste Weltkrieg kaum thematisiert, Faschismus, Option und Zweiter Weltkrieg sind ihr, wie den anderen heute 75- bis 95-Jährigen, hingegen sehr lebhaft in Erinnerung. Als Kind habe man zu wenig Interesse an der Zeit des Ersten Weltkriegs gehabt und die Großeltern bzw. konkret die Großmutter selbst habe das Thema aus eigener Initiative selten ansprechen wollen.(Gespräch mit Thomas Benedikter in Sexten am 19. Mai 2021)
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Georg Fuchs (geb. 1963) bewirtschaftet den Höslerhof in Sexten, den seine Großeltern im Ersten Weltkrieg verlassen mussten. Sein Großvater Josef Tschurtschenthaler (auch Großvater von Ing. Josef Tschurtschenthaler) war an verschiedenen Fronten des Ersten Weltkriegs im Einsatz und hat ein bedeutendes Tagebuch hinterlassen. Der Hof ist im Krieg zwar nicht zur Gänze zerstört, aber schwer beschädigt worden, vor allem durch österreichische Soldaten.
Die Großeltern väterlicherseits, Martin Fuchs und Barbara Pfeifhofer, stammten beide aus Sexten und wohnten am Tschurtschenthalerhof am Mitterberg in Sexten. Der Vater von Georg Fuchs wurde 1915 geboren; schon bald nach seiner Geburt musste dessen Mutter den Hof verlassen – Sexten war beschossen und die Evakuierung angeordnet worden – und mit den Kindern nach Vierschach ziehen. Der Urgroßvater und der Großvater des Herr Fuchs waren im Ersten Weltkrieg zum Kriegsdienst an die Front eingezogen worden. Letzterer war in Galizien stationiert und arbeitete als Sanitäter in einem Lazarett. Der Heimathof wurde vor allem von österreichischen Soldaten, die ihn bewohnten, stark beschädigt.
Nach dem Krieg führten die Großeltern den Hof weiter, doch der Großvater starb bereits 1930, als sein jüngstes Kind erst zwei Jahre alt war. Sextner Kriegsveteranen haben sich oft im Geburtshaus von Sepp Innerkofler in St. Veit getroffen.
Da sowohl der Großvater als auch die Großmutter von Herr Fuchs früh verstarben, hat er über den Krieg nichts unmittelbar von ihnen erfahren. Zudem ist, wie in vielen anderen Sextner Familien der Erste Weltkrieg in der zweiten Nachkriegszeit, auch bei ihnen nicht näher thematisiert worden. Auch er hat während seiner Kindheit in den 1960er- und 1970er-Jahren nicht viel über diese Zeit erfahren. Seine Mutter starb schon 1977. Herr Fuchs erzählt auch über die Zeit der Option und das Verhalten vieler Sextner, die zwar für die Auswanderung nach Deutschland gestimmt hätten, dann aber froh waren, nicht aufbrechen zu müssen.(Gespräch mit Thomas Benedikter in Sexten am 26. Juli 2021)
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Rudolf Holzer (geb. 1936) war Grundschullehrer in Sexten, heute Dorfchronist und ehrenamtlicher Mitarbeiter des Vereins Bellum Aquilarum. Holzer ist in Sexten der Kenner und Experte der Sextner Geschichte schlechthin. Er ist Verfasser mehrerer Bücher über Sextens Geschichte, über die Höfe der Gemeinde Sexten und über Persönlichkeiten des Ortes.
Der Vater von Rudolf Holzer war im Krieg bei den Kaiserjägern in Galizien und später an der Isonzo-Front im Einsatz. Die Mutter arbeitete während des Ersten Weltkriegs im Gastgewerbe. Von ihnen hat Herr Holzer von der Stimmung im Pustertal vor dem Krieg und von der dramatischen Nacht vom 4. auf den 5. August 1915 erfahren, als die Sextner fast alles zurücklassen mussten und die gesamte Bevölkerung evakuiert wurde. Herr Holzer schildert im Gespräch auch die Dynamik der militärischen Angriffe ab dem 23. Mai 1915 in den Sextner Dolomiten. Weil zunächst angenommen wurde, dass nur militärische Ziele beschossen würden, seien die Sextner bis zum 4. August nicht bereit gewesen, ihr Dorf zu verlassen. Die rund tausend Dorfbewohner und Bewohnerinnen –etwa 300 Männer befanden sich im Kriegsdienst – sind in den umliegenden Gemeinden untergebracht worden. Das Militär hat die Sextner Zivilbevölkerung zwangsweise evakuiert, weil Sexten vom Kreuzbergpass und anderen Stellungen der italienischen Armee unter Beschuss genommen worden war.
Herr Holzer beschreibt die Lage in Sexten vor, während und nach dem Krieg. Im Detail schildert er die Angriffe, die Evakuierung des Dorfes, die Versorgungslage, das Verhältnis der Zivilbevölkerung zum Militär und die Lebensbedingungen der russischen Gefangenen. Herr Holzer geht sehr ausführlich auf die Lage der Flüchtlinge ein. Auch einige Kriegsereignisse im Comelico kommen zur Sprache. Über den Wiederaufbau Sextens weiß Herr Holzer gut Bescheid, auch über die Rolle von Hans Watschinger, dem damaligen Bürgermeister von Sexten. Von der Geschichte seiner Familie mütterlicherseits habe Herr Holzer wenig erfahren. Die Übergangszeit der Oberpustertaler Gemeinden vom November 1918 bis zum September 1919 unter Österreich und die ersten Jahre unter dem italienischen Faschismus kamen ebenfalls zur Sprache.
Ausführlich schildert Holzer die wirtschaftlichen Zwangsmaßnahmen des österreichischen Militärs in Sexten vor und ab Kriegsbeginn. 1700 in Sexten stationierte österreichische Soldaten hätten versorgt werden müssen. Die Bauern durften im Zeitraum der Evakuierung von August 1915 bis zum Frühjahr 1918 nur nachts zur Bestellung ihrer Felder nach Sexten zurück. Die Sextner Familien sind zwar vom Staat finanziell unterstützt worden, doch bei kinderreichen Familien sind die Mütter oft von einigen Kindern getrennt untergebracht worden und haben unter verschiedenen Entbehrungen gelitten.
Auf die Frage, was sowohl in der Familie als auch in der Öffentlichkeit schriftlich weitergegeben worden ist, betont Herr Holzer, dass die evakuierten Sextnerinnen wenig schriftlich festgehalten haben, während die Soldaten Ereignisse in Tagebücher und Briefe schilderten. Herr Holzer beschreibt die Lage der Lebensmittelversorgung in den Kriegsjahren. Es sei sogar die Gendarmerie auf die Felder gekommen, um die Garben zu zählen, weil man befürchtete, dass die Bauern nicht alles abliefern würden. Herr Holzer geht auch auf das Verhältnis zwischen Militär und Zivilbevölkerung ein.
Sexten hat im Ersten Weltkrieg im Verhältnis zur Einwohnerzahl (1.300 Personen) viele Männer (54) verloren, nicht zuletzt, weil die Standschützenkompanie Sexten zahlreiche Mitglieder hatte.(Zwei Gespräche mit Thomas Benedikter in Sexten am 29. April 2021 und am 7. Mai 2021)
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Christian Innerkofler (geb. 1969), ein Urenkel von Sepp Innerkofler, führt zusammen mit seiner Frau und seiner Schwester den Dolomitenhof im Fischleintal in der Gemeinde Sexten.
Christian Innerkofler berichtet über das Schicksal der Familie seines Urgroßvaters Sepp Innerkofler, der am 4. Juli 1915 am Paternkofel gefallen ist (der jüngste Sohn von Josef und letzte Enkel von Sepp, Arch. Josef Innerkofler, ist im November 2021 in Bozen verstorben. Anm. des Interviewers). Er erzählt vom Bau des Hotels Dolomitenhof Ende des 19. Jahrhunderts, das seine Urgroßeltern Sepp Innerkofler und Maria Stadler aufgebaut hatten. Die Urgroßmutter führte den Dolomitenhof, der während des Kriegs kaum zerstört wurde, nach 1918 weiter. Anschließend wurde das Hotel von Großvater Josef übernommen (1898-1993).
Die Innerkofler war eine der wenigen Sextner Familien, die in Sexten bleiben durften. Allerdings haben auch sie wenig schriftlich festgehalten.
Im Detail geht Innerkofler auf den Tod des Urgroßvaters Sepp Innerkofler am Paternkofel ein und verweist auf das Buch von Rudolf Holzer und Hans Heiss über Sepp Innerkofler (Heiss, Hans & Holzer Rudolf (2015), Sepp Innerkofler – Bergsteiger, Tourismuspionier, Held. Bozen, Folio Verlag). Darüber, wie die Urgroßmutter Maria Stadler die Kriegszeit überstanden hat, kann Innerkofler nichts Genaues berichten. Der Dolomitenhof sei in der Zwischenkriegszeit schon bald bei italienischen Urlaubsgästen beliebt gewesen, allerdings kamen die Gäste nur im Sommer. Erst in der zweiten Nachkriegszeit wurde in Sexten auch der Wintertourismus ausgebaut.
Thema des Gesprächs war zudem die Rezeption der Figur des Sepp Innerkofler sowie die heutige Form der Auseinandersetzung mit dem Weltkrieg, speziell mit dem Dolomitenkrieg in der Schule. Urenkel Christian Innerkofler spricht sich dafür aus, die bestehende Ausstellung von Bellum Aquilarum in Sexten auszubauen. Der Dolomitenkrieg ist auch in seiner Schulzeit (1970er- und 1980er-Jahre) nur kurz behandelt worden.(Gespräch mit Thomas Benedikter in Sexten am 9. Juli 2021)
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Peter Kübler (Baden/Württemberg), Restaurator, Zimmermeister, Verleger, zusammen mit Hugo Reider, Autor der Publikationen „Kampf um die Drei Zinnen“ (Sexten 2011, Selbstverlag) und „Krieg um Sexten“ (Sexten 2017, Selbstverlag). Er ist aktiv in der Instandsetzung der einstigen Kriegsstellungen und heutigen Friedenswege in den Dolomiten. Herr Küblers Publikationen zum Ersten Weltkrieg in und um Sexten sind auch in italienischer Sprache verfügbar (Peter Kübler/Hugo Reider, Guerra fra le Tre Cime, Athesia 1990).
Das Interesse Peter Küblers für den Ersten Weltkrieg insbesondere im Dolomitengebiet resultiert sowohl aus seinem persönlichen Werdegang als Heeresbergführer bei der Deutschen Bundeswehr als auch aus familiären Zusammenhängen. Einer seiner Großväter war als Sanitäter im Deutschen Alpenkorps u.a. am Col di Lana im Einsatz. Sein Vater war im Zweiten Weltkrieg Soldat in der 1. Gebirgsdivision. Herr Kübler war zwölf Jahre im Dienst bei den Gebirgsjägern der Bundeswehr.
1974 kam Herr Kübler zu einem ersten Einsatz als Freiwilliger beim Wegebau an den ehemaligen Kriegssteigen in die Dolomiten. In Zusammenarbeit mit dem Verein „Dolomitenfreunde“ führte Kübler mehrere militärhistorische Weiterbildungen für die Bundeswehr durch und war dann viele Jahre Alpinreferent der Dolomitenfreunde. Seine Arbeitsgebiete waren das Drei-Zinnen-Plateau, der Monte Piano und die westlichen Karnischen Alpen. Heute ist Herr Kübler Vorstandsmitglied der Dolomitenfreunde in Kötschach-Mauthen und berät bei Bauarbeiten das dortige Freilichtmuseum.
Herr Kübler erzählt vom Werdegang der gemeinsam mit Hugo Reider veröffentlichten Publikationen zusammen. Er äußert sich zu den Aufgaben der neuzeitlichen Konfliktarchäologie und zum Bedarf weiterer Erschließung und Instandhaltung der vielen Stellungen und militärischen Einrichtungen im Dolomitengebiet. Die bisher von Bellum Aquilarum aufgestellten Informationstafeln seien seiner Meinung nach ausreichend, ebenso die bestehenden Einrichtungen (Ausstellungen), allerdings sollten ab und zu auch Sonderausstellungen gezeigt werden. In Sexten sollte zudem eine App eingerichtet werden, um über die geschichtlichen Hintergründe vor Ort Auskunft zu geben.Gespräch mit Thomas Benedikter in Sexten am 6. Oktober 2021
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Georg Lanzinger (geb. 1952), genannt „Sonna Jörg“, ist Bauer und Holzschnitzer am Mitterberg oberhalb von Sexten.
Georg Lanzinger, „Sonna Jörg“, erzählt eine Reihe von Episoden und Anekdoten aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, die auch in schriftlicher Form vorliegen (in Privatbesitz). Der Großvater habe immer wieder von den Kriegszeiten, vor allem von den Entbehrungen und vom Hunger in den letzten Kriegsjahren erzählt.
Herr Lanzinger berichtet über die Räumung und Zerstörung des Heimathofes nahe der Festung Mitterberg durch die österreichische Armee unmittelbar vor dem Krieg und die anschließende Evakuierung seiner Großeltern nach Vierschach. Die „Sonna vom Mitterberg“ mussten den militärischen Vorbereitungen bereits vor dem Krieg weichen.
Herr Lanzinger schildert in berührender Weise die Zerstörung der Höfe an der Festung Mitterberg bereits vor 1914, als diese mangels militärischer Bedeutung aufgegeben wurde.
Die Urgroßmutter ist 1916 in Vierschach gestorben und hat ihre Heimat nie wieder gesehen.
Erst nach dem Krieg durften die Großeltern wieder auf den Sextner Mitterberg zurückkehren. In der ersten Nachkriegszeit war seine Familie in der dortigen Festung untergebracht. Der Beharrlichkeit seiner Großmutter ist es zu verdanken gewesen, dass die Familie Anfang 1918 eine notdürftige Unterkunft in der verlassenen Festung Mitterberg erhalten hatte. Danach hat der Wiederaufbau des Hofs begonnen, der sich bis 1923 hinzog.
In der unmittelbaren Nachkriegszeit ist der Hunger das größte Problem gewesen, denn erst im Sommer 1918 gab es die erste Ernte und im Herbst 1918 das erste Brot. Herr Lanzinger berichtet zudem über die Lebensbedingungen der Familien während des Kriegs sowie über das Verhältnis zu den Soldaten, die ebenfalls unterversorgt waren.
Wie andere Interviewpartner auch erzählt Jörg Lanzinger vom fehlenden Interesse der Enkel an den Kriegserinnerungen der Großeltern. Die Kriegsveteranen haben ihre Erlebnisse unter sich ausgetauscht, versuchten aber, Kinder und Enkel nicht damit zu belasten.Gespräch mit Thomas Benedikter in Sexten am 19. Mai 2021
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Margareth Lanzinger Mair (geb. 1931) stammt aus Moos und war Volksschullehrerin in Sexten. Sie erzählt von ihren Eltern, insbesondere von ihrer Mutter Christina Mair (geb. 1906), die als Kind mit ihrer Mutter nach Osttirol auswandern musste. Später hat sie als Volksschullehrerin 38 Jahre lang in Sexten unterrichtet. Frau Lanzinger Mair gab eine klare und detailreiche Schilderung der Lage in Sexten während des Ersten Weltkriegs.
Margareth Lanzinger Mair gibt die Erzählungen ihrer Mutter (geb. 1906) wieder, deren Mutter aus Kärnten stammte. Sie bietet auch Einblick in die sozialen Verhältnisse der bäuerlichen Gesellschaft vor dem Ersten Weltkrieg in Sexten. Ihr Großvater Josef Pfeifhofer musste gleich zu Beginn des Krieges einrücken. Das Haus des Vaters (geb. 1902) ist nach dem Beschuss durch die italienische Armee abgebrannt, woraufhin die Eltern Sexten sofort verlassen mussten. Die Evakuierung schildert Frau Lanzinger Mair ausführlich und lebendig. Das Exil verbrachten die Eltern und Großeltern in Gsies und in Osttirol. Zur Sprache kamen zudem die letzten Kriegsjahre in Sexten, die Lebensbedingungen im Exil und der Wiederaufbau.
Die Großeltern sind mit ihren Kindern nach Ainegg in der Nähe von Lienz gezogen. Bei der Rückkehr Anfang 1918 hat die Großmutter feststellen müssen, dass der Heimathof schwer in Mitleidenschaft gezogen und komplett ausgeplündert worden war. Not und Hunger sind 1918 besonders stark gewesen, wovon auch die vielen in Sexten und im Oberpustertal eingesetzten Kriegsgefangenen betroffen waren. Nach der Auflösung der Dolomitenfront im Herbst 1917 sind einige Sextner Soldaten zurückgekommen. Man konnte mit der Reparatur und Instandsetzung der Häuser beginnen. Mair Lanzinger schildert auch die Versorgungslage der Zivilbevölkerung, sie geht auf die „Verschacherung“ (die aus ihrer Sicht unrechtmäßige und aus bloß strategischen Gründen erfolgte Überlassung, A.d.Red.) der vier Gemeinden Innichen, Sexten, Vierschach und Winnebach ein, die nach dem Einmarsch der Italiener zunächst noch bei Österreich geblieben waren. Am meisten weiß Mair Lanzinger über die Zeit des Faschismus, die “Katakombenschule”, die Option und den Zweiten Weltkrieg zu erzählen. Sie geht ausführlich auf die Zeit des Studiums in Südtirol, ihrer Ausbildung zur Lehrerin und ihren Einstieg an der Grundschule von Sexten nach dem Zweiten Weltkrieg ein.Gespräch mit Susanne Elsen, Waltraud Kofler Engl und Alexandra Budabin in Sexten am 16. Juli 2021.
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Oswald Mederle (geb. 1956), pensionierter Berufsschullehrer, lebt in Brixen, und sammelt seit vielen Jahren Relikte zum Ersten und Zweiten Weltkrieg in Tirol. Er arbeitet mit verschiedenen Museen und Geschichtsvereinen in Südtirol und im Trentino zusammen und ist Mitglied des Vorstands des Museo della Guerra, Rovereto.
Oswald Mederle berichtet über seine Tätigkeit als Sammler und Sachverständiger zum Ersten Weltkrieg. In dieser Funktion hat er zahlreiche Kriegsschauplätze besucht und geführte Exkursionen zu Stellungen des Ersten Weltkriegs in den Dolomiten geleitet. Weiters erzählt Herr Mederle von seiner Tätigkeit für das Schwarze Kreuz (Kriegsgräberpflege und Kriegerfriedhöfe). Herr Mederles Vater war im Zweiten Weltkrieg als Fallschirmjäger im Einsatz und vermutlich traumatisiert. Dies habe dazu beigetragen, sein Interesse für die Geschichte der beiden Weltkriege zu wecken und ihn zu seiner über 30 Jahre dauernden systematischen Sammlertätigkeit motiviert. Detailliert schildert Herr Mederle den Beginn seiner Sammlerleidenschaft in den 1960er-Jahren, ausgehend von Fotos und einigen Waffen aus den beiden Weltkriegen, die sich im Familienbesitz befanden.
Es geht Herr Mederle grundsätzlich ums Bewahren. Wichtiges Thema ist für ihn somit auch der wissenschaftliche und finanzielle Wert der Sammlungen.
Herr Mederle spricht über die Motivation zum Sammeln, betont die Möglichkeit der Besichtigung seiner Sammlung, berichtet über seine Leihtätigkeit und Zusammenarbeit mit Bellum Aquilarum in Sexten. Herr Mederle erzählt im Gespräch auch Einzelheiten zu seinen Recherchen und zur Sammlertätigkeit. Abschließend äußert er sich zu Bedarf und Möglichkeit der Errichtung eines permanenten Museums zum Ersten Weltkrieg in Südtirol.Gespräch mit Thomas Benedikter und Waltraud Kofler Engl in Brixen am 29. Juli 2021
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Pietro Michieli (geb. 1947), ehemaliger Finanzbeamter, lebt seit über 40 Jahren in Sexten und ist als freiwilliger Mitarbeiter des Vereins Bellum Aquilarum tätig. Im Sommer führt er Besuchergruppen durch das Freilichtmuseum Anderter Alpe und die Ausstellung des Vereins.
Pietro Michieli erzählt von seinen Erlebnissen im Rahmen der Führungen im Freilichtmuseum. Die italienischen Besucher und die Interessierten aus dem deutschsprachigen Raum hätten oft unterschiedliche Sichtweisen des Ersten Weltkriegs. Herr Michieli nennt mögliche organisatorische Verbesserungen der Führungen und spricht über die Notwendigkeit der Aufstockung des Personals, die Erweiterung der Ausstellung, die Ausbildung des Historiker-Nachwuchses, die Zusammenarbeit mit Museen und Geschichtsvereinen im In- und Ausland. Auch die Probleme bei der Instandhaltung des Freilichtmuseums werden angesprochen, ebenso die Förderung durch die öfffentliche Hand. Er spricht über die persönlichen Beweggründe für seine Tätigkeit als Freiwilliger für Bellum Aquilarum. Zukünftige Projekte könnten vor allem in Zusammenarbeit mit Museen im Veneto, in Kärnten, im Trentino und mit den Sammlern in Südtirol entstehen. Derzeit wird überlegt, ob eine neue permanente Ausstellung in der Festung Mitterberg eingerichtet werden soll.
Herr Michieli geht auf die Entwicklung der Ausstellung von Bellum Aquilarum in der sogenannten Alten Grundschule in Sexten sowie des Freilichtmuseums Anderter Alpe im Hinblick auf die Zusammensetzung der Besucher ein. Die Reaktionen der Besucher seien meistens positiv. Ein Problem sei derzeit der Nachwuchs, weil es kaum Jugendliche in Sexten gebe, die sich für den Ersten Weltkrieg und eine Tätigkeit in der Ausstellungsführung interessierten. Bellum Aquilarum hat ein umfangreiches Archiv an Dokumenten und Fotos aufgebaut. Die zweite Ausstellung des Vereins wurde von der Historikerin Julia Walleczek aus Salzburg kuratiert und ist später auch in Kartitsch gezeigt worden. Herr Michieli hat auch mit dem Museum in Dosoledo und anderen Vereinen in Comelico zusammengearbeitet.
Herr Michieli gibt als persönliche Motivation für sein Interesse am Ersten Weltkrieg seine Berufskarriere als in Sexten stationierter Finanzbeamter, verheiratet mit einer Sextnerin mit Wohnsitz in Sexten, an. Er hat seine Tätigkeit für den Verein Bellum Aquilarum 2008 als Freiwilliger anlässlich der Errichtung des Freilichtmuseums und der Instandsetzung der Weltkriegsstellungen auf der Anderter Alpe und an der Rotwand begonnen (eröffnet 2010).
2010 wurde auch die zweite Ausstellung „Unvergessen – Der Dolomitenkrieg in Sexten 1915-1918“ eröffnet. Heute ist mit „Spuren der Geschichte –Tracce di storia“ die dritte Ausstellung zu diesem Thema in Sexten zu sehen, die seit 2019 besteht. Herr Michieli schildert die Probleme bei der Vorbereitung und Führung einer Ausstellung. Heute habe man in der Grundschule Platzprobleme. Eine permanente Ausstellung im Werk Mitterberg sei schwierig zu realisieren. Es sei zu hoffen, dass mehr Ressourcen bereitgestellt würden, um die Mitarbeiter zu vergüten. Eine Zusammenarbeit mit italienischen Weltkriegsmuseen sei wichtig und anzustreben.Gespräch mit Thomas Benedikter in Sexten am 27. August 2021
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Alex Pedratscher (geb. 1984) ist Bergführer, Sammler und Experte für den Ersten Weltkrieg in St. Kassian (Gadertal). Seine Vorfahren waren im Ersten Weltkrieg in den Dolomiten im Einsatz.
Die geringe Bereitschaft seiner Großeltern (alle aus dem Gadertal), über ihre Weltkriegserfahrungen zu berichten, erklärt sich der Sammler Alex Pedratscher mit dem Umstand, dass manche ehemaligen österreichischen Soldaten nach dem Krieg Racheakte seitens der Italiener oder andere Formen der Benachteiligung durch das faschistische Regime befürchteten. Dies treffe, so Herr Pedratscher, auch auf die Zeit während und nach der Besetzung Südtirols durch Nazi-Deutschland zu. Viele Ladiner aus dem Dolomitengebiet wurden bereits zu Kriegsbeginn 1914 nach Galizien geschickt. Nur wenige kehrten zurück. Herr Pedratscher geht auf das Kriegsgeschehen im Ersten Weltkrieg in Buchenstein und Ladinien ein. Er erläutert, wie bereits in sehr jungen Jahren sein Interesse an der Geschichte und speziell am Dolomitenkrieg entstanden war und zitiert Sammler, Autoren und Freunde der Familie, die ihn beeinflusst haben. Zunächst hat er die Familiengeschichte erforscht, vor allem jene des Urgroßvaters und Weltkriegsteilnehmers Lois Pedratscher, Mitglied des Landesschützenkorps. Herr Pedratscher spricht auch über die Rolle der Bergführer im Ersten Weltkrieg.
Im Gadertal gibt es keine Ausstellung zum Ersten Weltkrieg, nur gelegentlich werden militärische Objekte im Rahmen von Ausstellungen zur Lokalgeschichte gezeigt. Bei den Sammlern stelle sich immer wieder die Frage, wie der Bestand gezeigt und wie er an die nächste Generation weitergegeben werden könne. Für bestimmte Sammler steht das geschäftliche Interesse im Vordergrund, bei anderen hingegen das geschichtswissenschaftliche Interesse. Ein Problem sind die „Beutemacher“ (predoni). Die Vermittlung der Geschichte in den Schulen ist immer noch nicht optimal.Gespräch mit Thomas Benedikter in St. Kassian am 15. Oktober 2021
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Hugo Reider (geb. 1953) ist ein profunder Kenner der Geschichte Sextens, des Kriegs in den Dolomiten und hat zusammen mit Peter Kübler mehrere Bücher zu den Kriegsschauplätzen in den Sextner Dolomiten verfasst: „Kampf um die Drei Zinnen“ (Selbstverlag, Sexten 2011) und „Krieg um Sexten“ (Selbstverlag, Sexten 2017). Hugo Reider ist äußerst aktiv in der Instandsetzung der Weltkriegsstellungen und heutigen Friedenswege in den Dolomiten. Er führt im Sommer die Drei-Zinnen-Hütte (Rifugio Locatelli)/Innerkofler), lebt im Winter in Tramin und arbeitet als Anwalt.
Einer der Großväter von Hugo Reider war im Weltkrieg Gendarmerie-Assistent, ein anderer bei den Landesschützen an der Front. Den Heimathof in der Palmstatt oberhalb von Moos mussten die Großeltern während des Krieges verlassen und nach Mühlwald in Taufers ziehen. Die Familie Reider führt seit 1949 die Drei-Zinnenhütte. Schon mit 5-6 Jahren war Herr Reider alleine auf dem Drei-Zinnen-Plateau unterwegs, es sei gewissermaßen sein Abenteuerspielplatz gewesen. Die Weltkriegsstellungen waren noch nicht derart stark verfallen gewesen wie heute. Herr Reider konnte manche Kriegsveteranen persönlich kennenlernen: Der alte Benitius Rogger, die Söhne sowie die Enkel von Sepp Innerkofler gingen in der Drei-Zinnen-Hütte ein und aus. Die damals schon über 80 Jahre alten Weltkriegsveteranen hätten oft verklärte Erinnerungen und eine selektive Wahrnehmung der Ereignisse gehabt.
Reiders Interesse an der Geschichte entstand vor allem, als die „Dolomitenfreunde“ mit Peter Kübler als Bauleiter den Klettersteig auf den Toblinger Knoten errichteten. Damit begann eine langjährige Zusammenarbeit und Freundschaft mit Kübler. Die Ergebnisse der Forschungen sind in die beiden viel verkauften Publikationen „Krieg um Sexten“ und „Kampf um die Drei Zinnen“ eingeflossen, die ab 1981 erschienen sind (siehe oben). Beiden Publikationen war ein bemerkenswerter Markterfolg mit mehreren Auflagen beschieden. Mit den Publikationen entwickelte Herr Reider seine Sammlerleidenschaft. Herr Reider und Herr Kübler arbeiteten mit verschiedenen Autoren, Sammlern und Fotografen zusammen, unter anderem auch mit Walther und Gabi Schaumann. Reider erzählt auch vom gescheiterten Versuch Werner Schaumanns, in der ehemaligen Festung Mitterberg oberhalb von Sexten ein Kriegsmuseum einzurichten.
Er spricht die möglichen Instandsetzungsarbeiten der alten Stellungen in den Sextner Dolomiten an und rät von einer zu starken Erschließung und Beschilderung ab. Dies würde zu viele Besucher anziehen und eine Überlastung dieser Orte verursachen. Bei der Instandhaltung stelle sich die Frage der Kosten, da die wenigen in diesem Bereich tätigen Vereine fast immer lediglich mit Freiwilligen auskommen müssen.
Eine Zusammenarbeit zwischen den Geschichtsvereinen in Kötschach-Mauthen, im Comelico und im Oberpustertal sei wünschenswert, weitere historische Wanderwege bzw. Friedenssteige könnten auf diese Weise erschlossen werden. Ein größeres und permanentes Museum zum Ersten Weltkrieg in Tirol käme für Sexten eher nicht in Frage, da das Dorf zu abgelegen sei.Gespräch mit Thomas Benedikter in Innichen am 23. Oktober 2021
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Hansjörg Rogger (geb. 1954) war Lehrer und leitete 25 Jahre eine Oberschule bzw. ein Gymnasium in Bruneck. Er lebt in Sexten und Bruneck. Er ist ein Enkel des Bergführers Benitius Rogger, der Mitglied der legendären „Fliegenden Patrouille“ von Sepp Innerkofler war.
Hansjörg Rogger geht ausführlich auf sein Verhältnis zum Großvater Benitius Rogger ein. Er erzählt insbesondere von der Episode des Angriffs auf den Paternkofel im Juli 1915. Auch über die politischen Einschätzungen des Großvaters, der zwei an der Front verfasste Tagebücher hinterlassen hat, weiß Rogger zu berichten. Er verweist auf ein O-Ton-Dokument des Großvaters (Sendung RAI Südtirol im Jahr 1965). Herr Rogger sieht den in der Schule erlebten Geschichtsunterricht sehr kritisch und befasst sich ausgiebig mit der didaktischen Vermittlung des Ersten Weltkriegs in Südtirol. Der Erste Weltkrieg war in seiner Jugendzeit (zu Lebzeiten von Großvater Benitius) in den 1960er-Jahren kaum Thema in der Familie, weshalb er nur Allgemeines über die Großeltern in der Kriegszeit berichten kann.
Herr Rogger spricht deutlich die „Erinnerungslücke der Enkel“ an, die zu Lebzeiten der Großeltern (Kriegsgeneration Erster Weltkrieg) zu jung waren, um ein aktives Interesse an der in den 1960er-Jahren schon mehr als 50 Jahre zurückliegenden Zeit zu entwickeln. Andererseits waren auch die Kriegsteilnehmer selbst kaum interessiert, über ihre Kriegserlebnisse zu sprechen, sie hätten diese vielmehr nach und nach verdrängt oder ihre Familie verschonen wollen. Weder im Dorf noch in der Schule ist das Thema „Erster Weltkrieg“ aufgegriffen und gespürt worden.
Aufschlussreich sind die Ausführungen Herr Roggers zur Stimmung in Sexten, die 1915 am Vorabend des Kriegseintritt Italiens keinesfalls von Kriegsbegeisterung geprägt war, weil schon im ersten Jahr viele Sextner in Galizien gefallen waren.
Wichtig ist Herr Roggers Einschätzung zur Aufarbeitung des Ersten Weltkriegs in der Schule der 1960er- und 1970er-Jahre: „Da ging es um Kriege, Strategien, Kriegsberichte, aber nie um das Leid der Soldaten und der Zivilbevölkerung, um die Schicksale der einzelnen Soldaten. Frauenschicksale waren ebenfalls kaum Thema, zumal sie meist nichts Schriftliches hinterlassen haben“, so Rogger. Inzwischen wurde der Geschichtsunterricht zum 20. Jahrhundert weiterentwickelt und sowohl methodisch wie inhaltlich wesentlich verbessert.Gespräch mit Thomas Benedikter in Sexten am 13. Mai 2021
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Hermann Rogger (geb. 1962) ist Oberschullehrer und Präsident des Rudolf-Stolz-Museums; er hat die Ausstellung „Sexten 1905-1915-1925. Leben, Überleben, Weiterleben“ kuratiert. Gemeinsam mit Carl Kraus und Eva Gratl hat er die Ausstellungs- und Katalogtexte dafür verfasst. Rogger ist zudem Autor der rund 30 Tafeln mit Bildern und Texten zum Ersten Weltkrieg in Sexten, die derzeit im Hotel Drei Zinnen in Moos zu sehen sind. Er hat 2007 mit dem Filmemacher Rudy Kaneider einen Dokumentarfilm über die Geschichte Sextens seit den 1920er-Jahren gedreht („Was zählt? Was bleibt? Leben unter der Sextner Sonnenuhr“, RAI Sender Bozen 2007).
Hermann Rogger erzählt vor allem von seinem Großvater Michl Rogger (1888-1981), Bauer, Schuster und Bergführer in Sexten, der von 1910 bis 1912 als Kaiserjäger in Innsbruck ausgebildet worden war. Er musste schon im August 1914 einrücken, wurde im Juni 1915 in Galizien gefangen genommen und verbrachte fünfeinhalb Jahre in russischer Gefangenschaft. Michl Rogger war der letzte Sextner Kriegsgefangene, der Ende 1920 nach Sexten zurückgekehrt ist. Anhand von Briefen, Postkarten, Erzählungen lässt sich sein Weg gut zurückverfolgen. Herr Rogger verfügt über eine Sammlung von Briefen und Gedichten des Großvaters, der 1981 verstorben ist und möchte sie in Form einer Publikation zugänglich machen. Als Kaiserjäger im Krieg hat Michl Rogger sowohl während der Offiziersausbildung als auch in der Gefangenschaft in Russland Tagebuch geführt. Herr Rogger erzählt auch von seiner Großmutter, die die Kriegszeit in Thaur bei Innsbruck verbracht hat.
Herr Rogger ist Kurator der zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg in Sexten eröffneten Ausstellung mit dem Titel „Sexten 1905-1915-1925. Leben, Überleben, Weiterleben“ (siehe oben). Die Ausstellung bietet wichtige Einblicke in das Alltagsleben in Sexten vor, während und unmittelbar nach dem Weltkrieg; sie berichtet über die Stimmung vor dem Krieg, den Beschuss und die Zerstörung von Sexten, die Evakuierung, die Rückkehr und den Wiederaufbau. Diese temporäre, 2005 gezeigte Ausstellung besteht aus Bild- und Texttafeln, zahlreichen Gegenständen und Dokumenten aus der Kriegszeit 1914-1918. Die Geschichte von Michl Rogger und vom als „Kromar“ bekannten Josef Tschurtschenthaler ist Teil der Ausstellung.
Weitere Gesprächsthemen sind die aktuelle Ausstellung von Bellum Aquilarum (Spuren der Geschichte) und mögliche neue Ausstellungsprojekte. Das Schicksal der Sextner Kriegsgefangenen verdiene laut Hermann Rogger mehr Beachtung. Die Zerstörung Sextens, das Exil der Bewohner, die Rückkehr und der Wiederaufbau könnten in einer zukünftigen Ausstellung ausführlicher dargestellt werden. Schließlich werden die Erinnerungskultur und die didaktische Vermittlung des Ersten Weltkriegs, vor allem für die junge Generation, ausführlich besprochen.Gespräch mit Thomas Benedikter in Sexten am 7. Juli 2021
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Daniel Schönegger (geb. 1992), wohnhaft in Toblach, arbeitet als Automechaniker und sammelt in seiner Freizeit Kriegsrelikte und Militaria.
Daniel Schönegger erklärt sein großes Interesse an der Geschichte bzw. am Ersten Weltkrieg. Sein Urgroßvater hat am Col di Lana gekämpft. Herr Schönegger berichtet insbesondere von den Angriffen und Kriegsschäden in Neu-Toblach, das während des Ersten Weltkriegs direkt beschossen worden ist. Obwohl Toblach, ebenso wie Sexten, Teil des Frontgebietes war, gibt es viel zu wenig Interesse an diesem Thema. Nur am Monte Piano erinnert ein in den 1980er Jahren von Walter Schaumann errichteter Friedensweg mit Freilichtmuseum an die Kriegsereignisse.
Bereits als 19-Jähriger hat Daniel Schönegger begonnen, Gegenstände aus dem Ersten Weltkrieg zu sammeln. In den Stellungen an der ehemaligen Gebirgsfront könne man heute nur mehr wenige Relikte finden, die meisten Gegenstände in seiner Sammlung stammen aus Familiennachlässen. Eine weitere Erschließung der Stellungen mit vielen zusätzlichen Informationstafeln seien aus seiner Sicht zu vermeiden. Allerdings solle der Kulturtourismus in Toblach deutlich stärker ausgebaut werden; zahlreiche historisch bedeutende Orte auf dem Gemeindegebiet müssten stärker ins Bewusstsein von Einheimischen und Gästen gerückt werden.Gespräch mit Thomas Benedikter in Sexten am 6. Oktober 2021
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Alexander Schwabl (geb. 1972), von Beruf Schlosser, ist Sammler, Inhaber und Gestalter des 1991 eröffneten Kleinen Museums Lana, das insbesondere den Ersten und Zweiten Weltkrieg thematisiert. Schwabl hat mehrere Bücher zur Südtiroler Zeitgeschichte veröffentlicht, darunter „Des woaß i nou guat“ (Eigenverlag 2010), „Erinnerungen an Ereignisse in Lana während des Zweiten Weltkrieg“ (Eigenverlag 2015); „Die Standschützen auf den Bergen des Ledrotals“ (Eigenverlag 2015), „Der österreichische Soldatenfriedhof in Meran“ (Eigenverlag 2015).
Alexander Schwabl berichtet zunächst über die Entstehung und Gestaltung des „Kleinen Museums Lana“, das die beiden Weltkriege im gesamten historischen Tirol und im Burggrafenamt im Besonderen thematisiert. Regelmäßig werden Führungen für Schulklassen und Touristen angeboten.
Herr Schwabl ist auch als Sammler tätig, allerdings gebe es an den ehemaligen Frontabschnitten heute kaum mehr etwas zu finden. Herr Schwabl beleuchtet die Sammlerszene in Südtirol, dem Trentino und in Norditalien, wobei sich zwei Arten von Sammlern unterscheiden ließen: zum einen die passionierten Hobbyhistoriker, zum anderen die kommerziell orientierten Sammler.
Im Allgemeinen wünscht er sich ein stärkeres historisches Interesse, um den geschichtlichen Wert der Relikte zu würdigen. Herr Schwabls Interesse an den Weltkriegen wurde durch die Lebensgeschichte bzw. die Erfahrungen seines Großvaters im Zweiten Weltkrieg geweckt. Im Gespräch kommentiert Schwabl zudem den gescheiterten Versuch, 2015 in der Franzensfeste eine große Gedenkveranstaltung zum Ersten Weltkrieg zu organisieren. Herr Schwabl ist überzeugt, dass die Notwendigkeit eines zentralen Museums zum Ersten Weltkrieg in Tirol an einem geeigneten Ort in Südtirol bestehe.Gespräch mit Thomas Benedikter in Sexten am 18. September 2021
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Andreas Summerer (geb. 1937) aus Sexten arbeitete als Bauunternehmer, heute ist er im Ruhestand.
Summerers Großvater väterlicherseits war als Soldat im Krieg, seine Großmutter lebte in Antholz im Exil, sein Vater wurde beim Eggele in Winnebach untergebracht. Summerer berichtet ausführlich über seine Erinnerungen an die Zwischenkriegszeit und über die Erfahrungen des Vaters im Zweiten Weltkrieg. Er verweist auf den Stammbaum der Summerer und zeigt einige Erinnerungsstücke an den Ersten Weltkrieg.
Nach dem Krieg konnte der Hof mithilfe der Entschädigungszahlungen rasch wiederaufgebaut werden. Summerer erzählt von der großflächigen Abholzung in Sexten durch das österreichische Militär vor und während des Kriegs und berichtet über die Kontakte zwischen Standschützen und Alpini aus dem Comelico, die sich aus der Zeit vor dem Krieg kannten als es Handelsbeziehungen über den Kreuzbergpass gab. Summerers Großvater mütterlicherseits war als Metzger nicht zum Kriegsdienst eingezogen worden, weil er die Truppen zu versorgen hatte.
Die Eltern – damals Kinder – haben die Zeit nach der Evakuierung in Antholz bzw. in Winnebach verbracht, allerdings wurden über die Zeit der Flucht und des Exils in der Familie kaum gesprochen. Die Vergangenheit und die Kriegserlebnisse der Eltern hätten die Kinder nicht interessiert. Die Zeit des Faschismus, die Option und der Zweite Weltkrieg haben den Ersten Weltkrieg stark überlagert und verdrängt. Summerer ist der Überzeugung, dass hinsichtlich der Erinnerungskultur das Thema Erster Weltkrieg vor allem in der Mittel- und Oberschule mehr Platz erhalten solle. Er selbst besitze ein einziges Buch zum Dolomitenkrieg, nämlich Gunter Langes, Die Front in Fels und Eis, Bozen, Athesia, 1997.Persönliches Gespräch mit Thomas Benedikter in Sexten am 5. Juli 2021.
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Albert Tschurtschenthaler (geb. 1959) ist ein Enkel des Kriegsteilnehmers „Kromar“ – so wurde Josef Tschurtschenthaler, bekannt als der „Herrgottschnitzer“, genannt. Er war ein Holzschnitzer, der unzählige Figuren für die weit über Sexten hinaus bekannten Stabinger-Krippen angefertigt hat. Albert Tschurtschenthaler verfügt über eine umfangreiche Sammlung an Dokumenten und Fotos zur Weltkriegszeit in Sexten.
Die Familie der Tschurtschenthaler erlebte vor und während des Ersten Weltkriegs eine doppelte Zerstörung. Die Höfe der Vorfahren mütterlicherseits am Mitterberg in Sexten wurden vom österreichischen Militär bereits vor dem Krieg abgetragen, weil sie sich zu nahe an der Festung befanden.
Wie bei anderen Familien hat der frühe Tod der Großeltern (Großvater 1968 verstorben, Großmutter bald darauf) verhindert, dass die Enkel Näheres zu den Kriegsereignissen erfahren konnten. Der Großvater Josef Tschurtschenthaler, geboren am 17. Dezember 1893 in Sexten wurde mit 21 Jahren eingezogen und war als „Kaiserjäger“ in Galizien im Einsatz. Dort wurde er mehrfach verwundet, später an die Isonzofront versetzt und in Gefangenschaft geraten. Sein jüngerer Bruder (Jörg Lanzingers Großonkel) wurde am Kreuzbergpass verwundet und ist mit 19 Jahren im Lazarett in Innichen verstorben.
Albert Tschurtschenthalers Großmutter war während der Kriegszeit in Gsies bei Verwandten untergebracht. Sehr aufschlussreich ist das Tagebuch des „Kromar“ alias „Herrgottschnitzer“. Als einer der wenigen Sextner Soldaten hat er zudem zahlreiche Zeichnungen und Skizzen von Kriegsszenen hinterlassen, die direkt auf sein Kriegstagebuch Bezug nehmen. Nach dem Krieg hat der „Kromar“ wieder das Schnitzerhandwerk ausgeübt; zur Zeit der Option ist er in Sexten für seine „Auswanderertafeln“, die er für die Optanten zur Erinnerung an die Heimathöfe malte, bekannt geworden.
Das Tagebuch des „Kromar“ Josef Tschurtschenthaler ist auch ins Italienische übersetzt worden (Waltraud Tschurtschenthaler (Albert Tschurtschenthalers Schwester), Trauma Galizia, Bruneck 2014), zudem ist es bei der 2014 für das Ragenhaus in Bruneck realisierten Ausstellung gezeigt worden. Frau Tschurtschenthaler berichtet darin ausführlich über die Lebensbedingungen des Großvaters an der Front in Galizien.Gespräch mit Thomas Benedikter in Sexten am 17. Juni 2021
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Josef Tschurtschenthaler (geb. 1950) war bis zu seiner Pensionierung Maschinenbauingenieur bei den Bergbahnen im Pustertal. Sein Vater (geb. 1906) und seine Mutter (geb. 1913) erlebten als Kinder den Ersten Weltkrieg. Sein Großvater war an der Front, seine Großmutter zog 1915-1918 nach Taisten. Seine Mutter arbeitete danach sieben Jahre lang als Lehrerin an geheimen deutschsprachigen Schulen in Sexten.
Josef Tschurtschenthalers Eltern waren zur Zeit des Ersten Weltkriegs noch Kinder. Der Vater arbeitete lange Zeit als Pächter, bis er einen eigenen Hof erwerben konnte. Die Mutter ist am Außerhöslerhof oberhalb von Sexten aufgewachsen. Bei der Evakuierung von Sexten im August 1915 zog die Großmutter mit den Kindern nach Taisten, der Großvater stand am Kreuzbergpass im Kriegseinsatz. Die Großmutter mütterlicherseits ist in Innichen aufgenommen worden.
Seine Eltern haben über die Zeit des Ersten Weltkriegs nicht viel berichten können, da sie damals zu jung waren. Der Vater war mit seinen Eltern (vor allem der Mutter) in Taisten untergebracht. Sowohl in Taisten wie in Innichen sind seine Großeltern und Eltern zwar gut aufgenommen worden, mussten aber auf den Höfen ihrer Gastgeber auch kräftig anpacken und die wegen des Fronteinsatzes fehlenden Männer ersetzen. Schriftliche Dokumente aus der Zeit gebe es im Familiennachlass kaum. Herr Tschurtschenthaler berichtet über den Wiederaufbau der Sextner Pfarrkirche, der 1923 abgeschlossen worden war. Die Sextner Bevölkerung musste im Krieg Versorgungsgüter in hohem Ausmaß (Pferde, Vieh, Holz, Leiterwagen, Getreide, Kartoffel usw.) ans Militär abgeben. Seine Mutter hat zur Zeit des Faschismus, der Option 1939 und während des Zweiten Weltkriegs ein Tagebuch geführt, das leider verschollen ist.Gespräch mit Thomas Benedikter in Sexten am 25. Juli 2021
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Sigrid Wisthaler (geb. 1974) aus Bruneck ist Historikerin, Oberschullehrerin und Direktorin des Vereins Bellum Aquilarum. Ihr Urgroßvater Karl Außerhofer hat im Ersten Weltkrieg als Soldat an der Dolomitenfront gekämpft. Frau Wisthaler begleitet seit vielen Jahren im Sommer regelmäßig Besucher und Besucherinnen durch das Freilichtmuseum zum Ersten Weltkrieg auf der Anderter Alpe.
Sigrid Wisthaler erzählt zunächst über die Entstehung und den Hintergrund der vom Verein Bellum Aquarium kuratierten und verantworteten Dauerausstellung, die 2019 neu konzipiert wurde. Der Verein erhielt vom Brixner Sammler Oswald Mederle zahlreiche Dauer-Leihgaben. Es sollte überlegt werden – so Frau Wisthaler –, ob in geeignetem Rahmen nicht mehr vom Bestand des Oswald Mederle ausgestellt werden könne. In der Festung (Werk) Mitterberg gebe es dafür zwar ausreichend Platz, doch aus klimatischen Gründen könne dieser Ort nicht permanent geöffnet werden. Die Arbeit von Bellum Aquilarum mit dem Angebot einer Ausstellung und den geführten Wanderungen im Freilichtmuseum an der Rotwand und Anderter Alpe werde von geschichtsinteressierten Besuchern sehr geschätzt. Es werde jedoch immer schwieriger, interessierte und geeignete Jugendliche zu finden, die die Führungen im Freilichtmuseum und in der Ausstellung übernehmen wollen. Frau Wisthaler hat die Erfahrung gemacht, dass sich die Südtiroler sehr wohl für den Ersten Weltkrieg interessieren und auch beim Verein mitarbeiten würden, allerdings schrecke der hohe bürokratische Aufwand viele ab.
Als Oberschullehrerin geht Frau Wisthaler näher auf die Thematisierung des Ersten Weltkrieg im Unterricht ein, der sich in den letzten Jahren wesentlich verbessert habe. Frau Wisthaler würde eine engere Zusammenarbeit zwischen dem Rudolf-Stolz-Museum und Bellum Aquilarum sehr begrüßen. Eine Erweiterung der heutigen Weltkriegsausstellung von Bellum Aquilarum setze jedoch beträchtliche Ressourcen voraus. Eine umfassende Darstellung des Ersten Weltkriegs in Tirol und in Südtirol im Rahmen eines Museums wäre sinnvoll, so Wisthaler. Man könnte auch das Kriegsgeschehen diesseits und jenseits des Kreuzbergpasses darstellen und mit den Gemeinden im Cadore zusammenarbeiten.Gespräch mit Thomas Benedikter in Sexten am 26. August 2021
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Daniela Zambelli, Architektin in Padola (geb. 1971), ist Gründerin des Architekturstudios „HZ-ecoarchitetti (Architettura, Paesaggio, Restauro, Interni)“ und Präsidentin der Genossenschaft „Lassù“ („Luoghi Alpini della Salute, della Sostenibilità“) und Direktorin des Museums der Brillen in Pieve di Cadore. Die Genossenschaft ist am 26. November 2014 im Rahmen des Projekts „ID-Coop“ entstanden, mit dem Ziel der unternehmerisch-genossenschaftlichen Entwicklung der Berggebiete mit Sprachminderheiten.
Daniela Zambelli hat ihr Interesse am Ersten Weltkrieg in den Dolomiten im Zuge eines Forschungsprojekts im Comelico entwickelt. Im Auftrag des Kulturvereins Algudnei konnte sie das Museum Algudnei von Dosoledo konzipieren mitgestalten und zwei Jahre lang leiten. Eine enge Zusammenarbeit pflegt sie mit Arc-Team (Rupert Gietl), mit dem sie von 2019 bis 2022 das INTERREG-Projekt „1753“ zur Erforschung der Grenzen und Grenzsteine am Kreuzbergpass und am Karnischen Kamm durchführte. Dabei ging es nicht um die Erhaltung und Wiederherstellung der historischen Grenzanlagen, sondern um ihre Erfassung und Darstellung in digitaler Form, vor allem mit Luftaufnahmen. Im Zuge dieses Projekts wurden auch Schützengräben und andere militärische Anlagen freigelegt und wieder zugänglich gemacht worden. Geplant ist ein Infopoint zum Projekt in Kartitsch und auf dem Kreuzbergpass, wo die Geschichte der Grenze von der Römerzeit bis heute erzählt werden soll.
Frau Zambelli kommentiert das heutige Verhältnis zwischen den Gemeinden Sexten und Comelico und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit hinsichtlich musealer und geschichtswissenschaftlicher Projekte. Gemeinsame Gedenkveranstaltungen gebe es kaum, es bestehe aber eine Zusammenarbeit mit Bellum Aquilarum.
Frau Zambelli leitet nicht nur das „Museum der Brille“ in Santo Stefano di Cadore, sondern auch die Genossenschaft „Lassù“ für einen nachhaltigen und geschichtsbewussten Tourismus im Gebirge. Neue Projekte zur Erinnerungskultur und Konfliktarchäologie sind derzeit im Visdende-Tal angedacht. Auch Perspektiven zur Errichtung eines zentralen Museums zum Dolomitenkrieg im Cadore kommen zur Sprache. An einer Zusammenarbeit sowohl mit öffentlichen Institutionen als auch mit privaten Vereinen aus Südtirol sei man im Comelico sehr interessiert, unterstreicht Frau Zambelli.Gespräch mit Thomas Benedikter in Comelico am 19. November 2021