Ab 1916 wurde auf dem Drei Zinnen-Plateau sowohl auf italienischer als auch auf österreichisch-ungarischer Seite mit dem Bau eines Materialseilbahnsystems begonnen. Ob motor- oder handbetrieben, die Seilbahnen waren für die Versorgung der Fronttruppen mit Lebensmitteln, Munition und Ausrüstung unverzichtbar. Auf italienischer Seite gab es 1917 im Kampfabschnitt (settore) Drei Zinnen sechs Hauptseilbahnen und mehrere Nebenbahnen1 Teleferiche IV Armata, AUSSME_E1_cart291. – so etwa die Seilbahn Piano del Cavallo–Paternkofel, die mit einer Länge von 1.200 Metern einen Höhenunterschied von 250 Metern überwand und mit einem 15 PS-Motor betrieben wurde. Die Stücklast lag bei 150 kg, die Förderleistung bei 15.000 kg in 10 Stunden.2Monografie del I Corpo d’Armata – Genio – Sistemazione difensiva, AUSSME_B1_110D_23A. Nach der italienischen Niederlage bei Caporetto erteilte das Kommando der 137. Kompanie Zappatori del Genio (Sappeure) des 2. Genie-Regiments dem Trupp von Unterleutnant Prando den Befehl, alle Stationen der motorbetriebenen Seilbahnen im Kampfabschnitt zu sprengen, um die Wiederverwendung der Materialien zu verhindern – ein Befehl, der „mit äußerst effizienter Zerstörungswirkung“ ausgeführt wurde.3Diario della 137° compagnia Zappatori, AUSSME_B1_145E_87d.
Auch auf österreichischer Seite war das Seilbahnsystem im Zeitraum 1916/1917 sehr effizient: Das Innerfeldtal, wo sich die Talstation der Innerfeldtal-Seilbahn (auch Innerfeldtalbahn genannt) befand, war mit dem Zirbenboden und der dortigen Mittelstation verbunden, von wo aus eine weitere Teilstrecke zum Innichriedl und eine zweite zum Nordhang der Kuppe West führte; dort befand sich ein Abschnittskommando. Weitere Anlagen führten zum Fuß des Schwabenalpenkopfes, eine kleine Handseilbahn ermöglichte den Materialtransport bis zum Gipfel des Toblinger Knotens.4Kübler und Reider, Kampf um die Drei Zinnen, S. 114–156.
Wie beim Barackenbau kamen auch bei der Errichtung der Seilbahnen russische und serbische Kriegsgefangene zum Einsatz. Die Innerfeldtalbahn spielte eine wichtige Rolle für die Beförderung von Munition und Verpflegung. Sie wurde noch vor dem Winter 1915/16 gebaut, da die bisherigen Lastenträger nicht mehr genügten, die Truppen in den Stellungen ausreichend zu versorgen. Auf der Bergstation in ca. 2.370 Meter Höhe entstand ein großes Lager mit mehreren Baracken, das zum wichtigen Versorgungspunkt des Kampfabschnittes Drei-Zinnen-Plateau wurde. Gelegentlich nutzte man die Aufzüge auch für den Abtransport von Verwundeten zum Lager und Sanitätsplatz Dreischusterhütte. Die Drahtseilbahnen und Lastenaufzüge erleichterten den Transport zu den Hochgebirgsstellungen erheblich, trotzdem wurden sie durch Unfälle und schlechte Witterungen oft stundenlang lahmgelegt.
Kübler, Peter und Hugo Reider (1997). Kampf um die Drei Zinnen. Das Herzstück der Sextener Dolomiten 1915-1917 und heute. Bozen: Athesia.
Monografie del I Corpo d’Armata – Genio – Sistemazione difensiva, AUSSME_B1_110D_23A, Archivio dell’Ufficio storico dello Stato Maggiore dell’Esercito, Roma.
Teleferiche IV Armata, AUSSME_E1_cart291, Archivio dell’Ufficio storico dello Stato Maggiore dell’Esercito, Roma.
Diario della 137° compagnia Zappatori, AUSSME_B1_145E_87d, Archivio dell’Ufficio storico dello Stato Maggiore dell’Esercito, Roma.
Tiroler Landesarchiv, Standschützen Baon Innsbruck I 1914-1918, Faszikel IV, Lagerkommando Schusterhütte, Nr. 1474, Verwendung der bei der Schusterhütte bequartierten Russen, 12.11.1916.
Kriegsarchiv Wien, Kriegstagebuch des Infanterieregiments 59, Einträge vom 2. November 1915, S. 91; 15. November 1915, S. 99; 21. November 1915, S. 100.
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